Fête de l’Humanité 2010

Thomas Völker
Knut Korschewsky

„Die Krise ist Eure, die Lösung ist Unsere!“

Im Nordosten von Paris befindet sich mit Le Bourget der älteste Flughafen der französischen Hauptstadt. Charles Lindbergh beendete hier seine Atlantiküberquerung, das französische Luftfahrt- und Weltraummuseum erinnert daran. Immer am zweiten Septemberwochenende findet hier jedoch vor allem eines statt: Das größte linke Fest Europas!

Wenn die kommunistische Tageszeitung L’Humanité zu ihrem Pressefest einlädt, dann ist das einem Fest der Linken in Deutschland gar nicht so unähnlich: Infostände, Verpflegungsbuden, politische Diskussionsrunden und Konzerte. Doch die Dimensionen des Erlebten zeigen, dass hier nicht die Mitglieder einiger linker Parteien und Gruppen sich ein Stelldichein geben, sondern zwischen zwei und drei Millionen Franzosen ein Volksfest feiern.

Allein das „Dorf der Welt“ als kleinstes Viertel des Festes ist bereits größer als unser „Fest der Linken“ in der Berliner Kulturbrauerei. Linke Parteien von allen Kontinenten stellen hier ihre politische Arbeit vor und bieten kulinarische Genüsse aus ihren Heimatländern an. Mittendrin – zwischen Venezuela, Bolivien, Kuba und Vietnam – Die Linke, unter anderem vertreten durch einige Genossinnen und Genossen aus Thüringen und schmackhafte Thüringer Rostbratwürste.

Ich durfte dieses Jahr zum dritten Mal als Verstärkung der Thüringer Grillmannschaft mitfahren. Die Atmosphäre ist immer wieder faszinierend. Zu erleben, dass hunderttausende vorwiegend junge Menschen vor der Großen Bühne der kommunistischen Tageszeitung Frankreichs  internationale und französische Stars feiern, geht weit über unsere Alltagserfahrungen hinaus. Auch das zehntausende Menschen dort am nächsten Tag einer Diskussionsrunde der Vorsitzenden der wichtigsten französischen Linksparteien zuhören, die über das weitere Vorgehen gegen die Sozialkürzungen  und gemeinsame Listen für die kommenden Wahlen debattieren, zeigt vor allem, dass die politische Linke in Frankreich gesellschaftlich etabliert und akzeptiert ist. Ein Platz, den wir uns in Deutschland teilweise erst noch erkämpfen müssen.

Umso schöner war es, dass wir am Sonntag einen besonderen Gast an unserem Stand begrüßen durften. Pierre Laurent, neugewählter Generalsekretär der Kommunistischen Partei (PCF), erschien persönlich, um sich über die Erfolge der Linken in Deutschland zu informieren. Das Zusammengehen von PDS und WASG gilt vielen europäischen Linksparteien als Vorbild.  Die PCF, eine der treibenden Kräfte hinter  dem Wahlbündnis der „Linksfront“ zu den Europawahlen 2009, konnte zusammen mit anderen Parteien und Gruppen 5 statt 3 Sitze im Europaparlament gewinnen. Ähnliches wird nun für die kommenden Präsidentschaftswahlen diskutiert.

Wenn ich aus Frankreich zurückfahre, bin ich jedes Mal bestärkt, dass wir auf dem richtigen Weg sind. Mögen unsere Ideen von den Meinungsmachern auch immer wieder verrissen werden und Streitigkeiten in unserer Partei so manchen Ansatz dahinschwinden lassen: Millionen teilen unsere Vorstellungen über eine gerechtere und friedliche Welt jenseits des heutigen Kapitalismus. Oder wie es französische Genossinnen und Genossen über ihren Stand schrieben: „Die Krise ist Eure, die Lösung ist Unsere!“

Ein Bericht von Thomas Völker