OFFENER BRIEF AN DIE AG LAIZISMUS i.G.

Wahlkreis

Liebe Genossinnen und Genossen,

am 27. April trifft sich die Bundesarbeitsgemeinschaft Laizismus i.G. der LINKEN in Erfurt zu ihrer Gründungsversammlung. Ich wünsche Eurer Beratung einen konstruktiven Verlauf in der Hoffnung, dass der begonnene, gute Gesprächsfaden zur Diskussion der Fragen der Trennung von Staat und Kirche beibehalten wird.

In unserem Landesverband haben wir, ausgehend von einem Antrag an die 2. Tagung des 3. Landesparteitags eine Diskussion zu diesen Themen begonnen. Dabei gehen wir davon aus, dass diese Fragen als gesamtheitlicher Prozesse zu betrachten und allseitig zu beleuchten sind.

Breits im Parteiprogramm und folgerichtig im Entwurf des Bundestagswahlprogramms sind Fragen des Verhältnisses von Staat und Kirche mit klaren Forderungen berücksichtigt worden. Dabei geht es aus meiner Sicht um die Inhalte und nicht um die Frage, ob der Begriff Laizismus explizit genannt wird, wie es unter anderem in einem Beitrag im "Freigeist" formuliert wurde.

Umso unverständlicher ist es für mich, dass außerhalb dieses Diskussionsprozesses durch verschiedene Genossen plötzlich mit Schuldzuweisungen und Unterstellungen gegenüber Bodo Ramelow, Gabi Zimmer und Luc Jochimsen agiert wird.

Da werden Feindbilder aufgebaut, die die Diskussion erschweren.

Das ist umso verwunderlicher, als dass es sich bei den Genannten um Menschen handelt, die sich in den letzten Jahren für unsere Partei maßgeblich um konstruktive Beziehungen zu den unterschiedlichen Religionsgemeinschaften bemüht haben, wobei gemeinsame Arbeitsfelder erörtert aber auch kritikwürdige Bereiche, wie das Streikverbot in kirchlichen Einrichtungen, nicht ausgespart wurden.

Insbesondere in Thüringen sind mit einer Vielzahl von Initiativen wichtige Impulse für einen gesellschaftlichen Diskurs entstanden, der Fragen der sozialen Gerechtigkeit, der Solidarität und des Friedens betrifft. Vor allem ist hier die "Erfurter Erklärung" vom 09. Januar 1997 zu nennen in der sich Vertreter_innen aus Gewerkschaften, Organisationen, Parteien und den Kirchen zur gesellschaftlichen Entwicklung in der Bundesrepublik zu Wort gemeldet haben.

Davon ist selbstverständlich die Forderung nach der, verfassungsrechtlich angelegten Trennung von Staat und Kirche nicht berührt. Jedoch ist gerade im Verhältnis unserer Partei zu den unterschiedlichen Religionen Augenmaß und Sachverstand dringend erforderlich.

Deshalb möchte ich Euch darum bitten, in Eurer Argumentation noch stärker darauf zu achten, dass klare und legitime politische Forderungen nicht mit Aussagen verbunden werden, die als Kirchenfeindlichkeit verstanden werden könnten. In der Vergangenheit gab es einzelne Stimmen, bei denen diese Unterscheidung nicht so deutlich wurde, wie ich das von Vertretern unserer Partei erwarte. Aus meiner Sicht ist nicht verhandelbar – und da sehe ich Euch an meiner Seite – dass Toleranz zu unseren wichtigsten Grundwerten gehört und deshalb für uns Glauben und Gläubige unzweifelhaft ihren Platz in der Gesellschaft und in der Partei haben.

Letztlich haben sich die Kirchen in den letzten Jahren gerade auf der Basis gemeinsamer Wertvorstellungen insbesondere bei den Themen soziale Gerechtigkeit, Antifaschismus und Friedenspolitik als zuverlässige Bündnispartner erwiesen. Zu beachten ist aus meiner Sicht auch, dass Kirchen und Religionsgemeinschaften nichts Starres und Homogenes sind. Auch bei Ihnen gibt es breite Diskussionen zwischen Basis und Amtskirche.

Noch ein persönliches Wort zu den Vorwürfen gegen Bodo Ramelow. Bodo hat in den letzten Jahren, insbesondere auf der Basis seines Bekenntnisses zur evangelischen Kirche und zum christlichen Glauben, maßgeblich dazu beigetragen, dass sich das Verhältnis zwischen unserer Partei und den unterschiedlichen Glaubensgemeinschaften vertrauensvoll entwickelt hat. Insbesondere die Auszeichnung mit der Abraham Geiger Plakette hat gezeigt, dass sein Engagement weit über unsere Partei hinaus anerkannt wird. Bodo für dieses Engagement zu verunglimpfen und ihm zu unterstellen, dass er die Grundintentionen der Trennung von Staat und Kirche unterwandere und Aktivitäten der LAG Laizismus zu verhindern versucht entbehrt jeder Grundlage und entspricht nicht den Tatsachen.

In diesem Sinne wünsche ich Euch für den Verlauf der Gründungsveranstaltung viel Erfolg und wünsche uns viele positive Impuls für eine produktive und inhaltsreiche Diskussion.

 

Knut Korschewsky

Landesvorsitzender