Fachvortrag Marietta Schlütter, Geschäftsführerin des Regionalverbundes Thüringer Wald

Rahmenbedingungen für einen Erfolgstourismus im Thüringen Wald

Vielen herzlichen Dank. Sehr geehrte Damen und Herren, liebe Kolleginnen, liebe Kollegen, ich bedanke mich erst einmal für die Einladung. Ich freue mich, vor ihnen sprechen zu können und will auch gleich voll einsteigen. Der Minister hat es gesagt, es war eine Einladung an Thüringen, an die Region. Der Regionalverbund als größter Partner der TTG hat seine Produktlinie seit der Landestourismuskonzeption umgestellt. Der Internetauftritt ist umgestellt, unsere Gästezeitung ist vor 14 Tagen erschienen und alles, was an Printmedien und im Onlinebereich in diesen und in den nächsten Jahren kommt, wird dieses Erscheinungsbild auch haben. Allerdings, Herr Minister, werden wir auf unser klassisches Grün im Bereich Wandern und Rennsteig nicht verzichten können.

Ich will ihnen zunächst den Regionalverbund zur Einführung vorstellen, denn ich sehe viele neue Gesichter, die vielleicht noch gar nicht wissen, mit wem sie es hier zu tun haben. Es ist gesagt worden, meine Name ist Marietta Schlütter, ich bin die Geschäftsführerin des Regionalverbundes Thüringer Wald nun mehr seit eineinhalb Jahren und in diesen eineinhalb Jahren hatten wir gut zu tun, diesen Regionalverbund erst einmal auf gesunde Füße zu stellen, d.h. eine Organisationsstruktur zu schaffen, die auch auf Augenhöhe im Landestourismusbereich, in der Landestourismuspolitik nicht nur mittun kann, sondern hier auch eine ordentliche Interessenvertretung der Mitglieder im Thüringer Wald sein kann. Mittlerweile ist es so, dass der Regionalverbund Thüringen Wald, wenn sie sich mal die Thüringenkarte vorstellen, etwa die Hälfte des Thüringer Freistaats einnimmt. Uns ist es, meine Damen und Herren, gelungen, in diesem Jahr den Rennsteig mit allen Gebietskörperschaften wirklich einzuschließen. Uns ist es gelungen, acht Landkreise in die Mitgliedschaft zu bekommen, in 2011 aktuell den Wartburgkreis und Gotha. Weiterhin gehört dazu die kreisfreie Stadt Suhl, mit Eisenach arbeiten wir auch ohne Mitgliedschaft recht gerne zusammen, denn sie kennen alle die Finanzsituation der Stadt Eisenach, aber ohne Wartburg geht im Thüringer Wald und geht im Thüringentourismus nichts. Ansonsten rekrutiert sich unsere Mitgliedschaft aus sehr vielen kommunalen Gebietskörperschaften, natürlich aus der privaten Wirtschaft und wichtigen Partnern wie unseren Naturparks, das Biosphärenreservat Vessertal, auch die DEHOGA konnten wir in den Reihen der Mitglieder des Regionalverbunds in diesem Jahr begrüßen. Zu den Aufgaben, die durch die Landestourismuskonzeption erwachsen sind, muss ich jetzt gar nicht mehr viel sagen. Unser Minister hat ihnen ja sehr pragmatisch deutlich gemacht, um was es geht. Er hat ihnen auch die Themenfelder der Thüringer Tourismuskonzeption genannt und für uns als Regionalverbund Thüringer Wald ist die Gebietskulisse Thüringer Schiefergebirge eingeschlossen und auch, Herr Ramelow, das Thüringer Meer, für das wir derzeit viel in der Entwicklung tun. Es ist so, dass wir uns in der Kernkompetenz im Themengebiet „Natur und Aktiv“ wiederfinden, aber natürlich – entsprechend der Vorgaben der Landeskonzeption – auch Schnittmengen zwischen Wellness und Gesundheit zu schaffen versuchen. Denn wer sich in der Natur bewegt, ist auf gesunden Wegen. Aber auch im Thüringer Wald und im Thüringer Schiefergebirge gibt es eine reiche, vielfältige Kultur, eine wunderbare Landschaft an Thüringer Kunsthandwerk, das es zu bewerben gilt. Deswegen haben wir uns als Regionalverbund auf die Fahnen geschrieben, Regionalmarketing für den Wirtschaftsraum Regionalverbunds Thüringer Wald zu kreieren. Das heißt also, wir konzentrieren uns in unserer Arbeit nicht nur auf touristisches Marketing für unsere Gäste, sondern auch mindestens 50 Prozent der Tätigkeit des Regionalverbundes ist seit ca. eineinhalb bis zwei Jahren die Entwicklung der touristischen Infrastruktur im Verbandgebiet. Sie wissen alle, dass der Regionalverbund eigens eine gemeinnützige Infrastrukturgesellschaft gegründet hat, um in den nächsten drei Jahren, so ist nämlich dieser Investitionszeitraum definiert, bis 2013, eine Millionen Euro in die touristische Infrastruktur und somit in die Servicequalität des Rennsteigs zu investieren. In diesem Projekt, das wissen sie auch, ist der

Rennsteig in Gänze involviert, steht im Fokus, aber wir gehen auch in die Fläche. Wir haben zum Beispiel Projekte enthalten, die nennen sich Rennsteigleitern. Das ist auch die Philosophie, den Rennsteig zu qualifizieren und hier aber auch in unsere schönen Tallagen im Thüringer Wald und im Schiefergebirge zu gehen und unseren Gäste auch entsprechende Angebote in der Gastronomie, in der Hotellerie und in der Freizeitwirtschaft machen zu können.

Der Regionalverbund finanziert sich in der Hauptsache aus Mitgliedsbeiträgen, dazu kommt natürlich noch die Trägerschaft vielfältiger Projekte der Tourismusförderung. Hier arbeiten wir ganz eng mit dem Referat Tourismus des Wirtschaftsministeriums zusammen, sonst wären wir auch gar nicht arbeitsfähig, mit dem Umweltministerium und dem Thüringer Verwaltungsamt. Der Regionalverbund ist darüber hinaus Träger eines Projektes, das nennt sich auch Rennsteig-Projekt des zweiten Arbeitsmarktes. Das gibt es seit 16 Jahren und es geht um Werterhaltungs- und landschaftspflegerische Maßnahmen entlang des Rennsteigs, aber auch in den Tallagen. Dort haben wir in diesem Jahr bis Ende des Monats noch 50 Arbeitnehmer aus dem zweiten Arbeitsmarkt beschäftigt. Darüber hinaus ist der Regionalverbund, ich hoffe auch im nächsten Jahr, noch Träger des Projekts Forsten und Tourismus. Das wissen sie ja, dass Tourismus im Thüringer Wald oder eigentlich in Thüringen überhaupt nicht ohne die Forstwirtschaft, also den Freistaat Thüringen, aber auch die privaten und kommunalen Waldbesitzer umgesetzt werden kann.

Woran arbeiten wir derzeit? – an einem Meilenstein, oder einem ersten wesentlichen Schritt für den Regionalverbund Thüringer Wald, in unserer ersten ordentlichen Mitgliederversammlung in diesem Jahr eine Kooperationsvereinbarung mit der Thüringer Tourismus GmbH abzuschließen, um hier auch Schnittmengen und Aufgabenverteilungen im touristischen Marketing genau zu definieren. Darüber sind wir sehr glücklich, weil wir eine sehr gute Zusammenarbeit haben. Wir haben uns wie gesagt spezialisiert auf die Themensäule „Natur und Aktiv“ und wollen hier genau feststellen, welche Kernkompetenzen der Regionalverbund Thüringer Wald zukünftig in dem touristischen Marketing des Freistaates führen wird. Wir haben uns darauf geeinigt, das darf ich ihnen heute schon verraten, dass unsere Hauptthemen der Rennsteig sind, aber auch Alleinstellungsmerkmale wie der Wintersport, und hier denke ich natürlich insbesondere, es ist erwähnt worden, an unseren Leuchtturm, an unser Schaufenster zur Welt, wie es der Minister immer so schön sagt, die Stadt Oberhof, wo es nicht nur um eine bessere Ansiedlung touristischer Infrastruktur geht, sondern auch darum, die Möglichkeit zu schaffen, um professionell in eine Vermarktung gehen zu können. Der Regionalverbund Thüringer Wald wird sich weiterhin in dieser Themensäule spezialisieren auf Naturerlebnis mit dem Imageträger Rennstein. Nationale Kulturlandschaften sollten wir besser vermarkten, d.h. für uns im Thüringer Wald ist es natürlich auch wichtig, ob ein Biosphärenreservat einen UNESCO-Titel hat oder nicht. Das ist für uns ein wesentlicher Marketingfaktor. Wir haben in den letzten Jahren viel zu wenig unternommen, um den Thüringer Wald als Wanderdestination, aber auch als Mountainbikeregion zu etablieren und hier sind wir im Konzert der deutschen Mittelgebirge noch recht weit hinten. Da passiert zu wenig und das heißt, dass wir hier unser Marketing und natürlich touristische Infrastruktur in diesem Bereich ausbauen werden, um entsprechende Grundlagen zu schaffen. Besonderes Augenmerk wird der Regionalverbund, das haben wir in diesem Jahr schon getan bzw. sind dabei, auf den Wintersport lenken. Ein Alleinstellungsmerkmal sind die internationalen Skisportveranstaltungen, auch Rennschlittensport, die wir in Oberhof haben, und uns ist es in diesem Jahr das erste Mal gelungen, den gesamten Thüringer Nationalkader Skilanglauf zu gewinnen, kostenlos in die Werbung hier für den Freistaat Thüringen einzutreten.

Die Gästezeitung ist nur ein erster kleiner Schritt. Es folgen Printmedien, und es geht uns hauptsächlich auch um den Internetauftritt des Thüringer Waldes, der übrigens verquickt ist mit dem Internetauftritt der Thüringer Tourismus GmbH. Ich sagte es vorhin auch, das Themenfeld Kultur ist eine wichtige Säule im Marketing, oder muss eine wichtige Säule sein, nicht nur im Marketing des Freistaats Thüringen, sondern auch für den Thüringer Wald. Die Wartburg liegt mit Verlaub gesagt ja immerhin im Thüringer Wald, das ist uns wichtig. Lutherwege werden derzeit ausgebaut. Also wir haben viel zu bieten, Thüringens Vielfalt liegt in seiner Kleingliedrigkeit und dieses geschichtliche Pfund sollten wir weiter ausbauen. Wir haben vor, z.B. unterhalb des Thüringenjahres, des Kulturkalenders, der eben benannt wurde, ein kleines Projekt ins Leben zu rufen: Arbeitstitel bis jetzt „Thüringer Kulturwald“, denn auch wir haben eine großartige Kleinkunstszene im Thüringer Wald. Wir haben eine wunderbare Theaterlandschaft, Kunsthandwerk habe ich genannt, wir haben die Sonneberger Jazztag. Wenn ich Frau Zitzmann hier sitzen sehe – wir haben den Provinzschrei in Suhl. Wir haben ein herrliches Rennsteigfest, jedes Jahr von einem der Landkreise hier in der Region ausgerichtet, und das gilt es zu vermarkten. Wir haben Walpurgisnächte, wir haben Thüringer Folklore – bis jetzt aus unserer Sicht unterbelichtet und diese Dinge wollen wir einfach in dieses Gesamtpaket mit einbeziehen.

Aber das ist alles nur Makulatur – der Regionalverbund und natürlich, respektive wir sind nur ein kleines Rad in dem Konzert, eine kleine Geige in der Etablierung Thüringens – und diese kann es nur gelingen, wie der Minister auch schon sagte, wenn wir die private Wirtschaft hier ins Boot holen. Deswegen hat der Regionalverbund, begonnen im letzten Jahr, in alle seine Arbeitsgremien, die ehrenamtlich unter dieser Geschäftsstelle, Präsidium und Verwaltungsrat arbeiten, alle seine Ausschüsse, Beiräte und Gremien mit Akteuren aus der privaten Wirtschaft besetzt, die auch sehr aktiv mitarbeiten. Ich bedanke mich an dieser Stelle auch bei Rita Worm, die den Marketingbeirat des Regionalverbundes begleitet und heute hier unser Gastgeber ist. Aber der Regionalverbund, vorhin sagte es der Minister auch, beschäftigt sich genau wie der Freistaat mit Wachstumsthemen, die auch ganz konkret in der Thüringen-Tourismuskonzeption herausgearbeitet wurden. Da möchte ich nur, weil es vorhin vom Fraktionsvorsitzenden Herrn Ramelow benannt wurde, das Thema Wassertourismus ansprechen, das Thema Thüringer Meer. Wir sind da auch seit fast eineinhalb Jahren in ganz engem Kontakt mit den Akteuren dort vor Ort. Wir haben als Regionalverbund gemeinsam mit den beiden Landkreisen eine Aktion angeschoben, dass dort ein regionales Entwicklungskonzept etabliert wird. Es ist eine kommunale Arbeitsgemeinschaft gegründet worden. Wir haben vor, im nächsten Jahr im Marketingbereich einiges zu machen. Der Regionalverbund hat jetzt mit den Akteuren vor Ort eine Leitbildentwicklung vorgenommen, und ich denke, dass wir da auch auf gutem Wege sind und dann tatsächlich schaffen, was noch keiner weiß da draußen in Deutschland, dass wir eine fast fjordähnliche Landschaft mitten im Thüringer Wald im Thüringer Schiefergebirge haben. Ich denke, dass wir da auch mit diesen Angeboten, die wir neu am Markt platzieren wollen, interessant werden, auf uns aufmerksam machen, denn im Prinzip haben wir ja alle ein Ziel: Thüringenprofil schärfen, das ist die oberste Hausaufgabe, die wir mitbekommen haben mit unserer Landestourismuskonzeption, aber letztlich geht es ja hier vor allen Dingen darum, die Wertschöpfungskette für alle nachhaltiger zu gestalten.

Themen wie Barrierefreiheit, E-Mobilität am Rennsteig will ich jetzt einmal alles aussparen, das führt zu weit, da laufen auch Projekte in Verbindung mit dem Naturpark Thüringer Wald. Es geht ganz einfach darum, im Konzert mit allen Akteuren hier im Thüringentourismus von der großen Torten Deutschlandtourismus in Zukunft ein größeres Stück abzubekommen. Das ist unser Ziel, die Voraussetzungen sind da. Das Wesentliche ist Servicequalität, das ist vorhin mehrfach gesagt worden. Daran müssen wir arbeiten, denn es ist tatsächlich so, dass man noch das tollste Marketing machen kann – TTG, wir als Regionalverbund, andere Akteure am Markt – es nützt uns nichts, wenn dann beispielsweise die Gastronomie für Rennsteigwanderer geschlossen ist, oder der Gast sich als Bittsteller vorkommt. Das sind Dinge, die müssen wir qualifizieren und da habe ich auch große Hoffnung in die Tourismusakademie, die wir jetzt gemeinsam auf die Beine stellen werden, und wir dürfen als Regionalverbund da kräftig mit tun und das wollen wir in den nächsten Wochen und Tagen auch erledigen.

Aber jetzt möchte ich es eigentlich damit genug sein lassen. Eine Sache noch: Wir sind seit ca. einem Jahr Mitglied im Bundesverband der Deutschen Mittelgebirge. Das ist eine sehr schöne Geschichte, da geht es um ländlichen Raum, denn was ist der Thüringer Wald, was sind Waldlandschaften in Deutschland? Das ist der ländliche Raum und da freue ich mich auch, dass wir voraussichtlich bei ihnen im Tourismusausschuss des Bundestages angehört werden im Februar. Das, denke ich, ist auch ein kleines Meilensteinchen wieder in der Entwicklung für den Thüringer Tourismus, aber auch für die anderen Kollegen. Die haben die gleichen Probleme wie wir. Auch wenn der Schwarzwald mehr Übernachtungen hat, haben sie die gleichen Probleme, der Bayerische Wald ebenso. Wir müssen uns für unsere Angebote nicht schämen. Wir müssen sie nur am Markt platzieren und das mit Qualität. Ich danke ihnen.